Die Feuerwehr war im vergangenen Jahr mit 30 gemeldeten Vorfällen am stärksten von Übergriffen betroffen, das Jobcenter mit 21 gemeldeten Vorfällen, das Sozialamt mit 17, das Ordnungsamt mit 12 sowie die Abfallwirtschaftsbetriebe mit 11 gemeldeten Vorfällen.
Die meisten Vorfälle ordneten die Mitarbeitenden der zweithöchsten von fünf Stufen zu. Dazu zählen etwa Körperverletzung, Nötigung, Bedrohung oder die Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten. Mehr als 75 Prozent der Übergriffe erfolgten durch Männer.
Besonders eklatant ist der Anstieg der Gewaltmeldungen beim Rettungsdienst der Feuerwehr. Die Zahl der gemeldeten Übergriffe stieg von neun im Jahr 2022 auf 30 im vergangenen Jahr. Aus einer Vielzahl der Meldungen geht hervor, dass die Täter und Täterinnen offenbar alkoholisiert waren.
„Wer unsere Mitarbeitenden angreift, gefährdet den sozialen Frieden und muss die Härte des Rechtssystems zu spüren bekommen. Das ist auch der klare Wunsch der Opfer“, betont Personal- und Ordnungsdezernent Wolfgang Heuer. Das Thema stehe in Besprechungen mit Polizei und Staatsanwaltschaft auf der Tagesordnung.
Zugleich sieht Heuer die Stadt als Arbeitgeberin in der Pflicht: So wurde im vergangenen Jahr bei der Feuerwehr ein neues System eingeführt, mit dem Rettungskräfte Übergriffe niedrigschwellig schon vom Einsatzort online melden können. Dadurch sollen die Vorfälle möglichst lückenlos erfasst und den Betroffenen in der Folge besser geholfen werden. Das geschieht durch zeitnahe Nachbesprechungen mit Führungskräften und einem psychosozialen Unterstützungsteam, aber auch durch Hilfen beim Stellen von Unfall- oder Strafanzeigen.
Auch das Jobcenter verzeichnete im vergangenen Jahr einen deutlichen Anstieg der Gewaltmeldungen - von drei im Jahr 2022 auf 21 Gewaltmeldungen im Vorjahr. Die Gründe sind vielfältig. Zum einen wurde nach den Pandemie-Jahren der Publikumsverkehr in 2023 deutlich hochgefahren und die Auszahlungsstelle für Wohnungslose, in der es vermehrt Vorfälle gibt, ins Jobcenter verlegt. Zum anderen wurden Mitarbeitende und Führungskräfte über Präventions- und Nachsorgeangebote aufgeklärt. Im Nachgang dieser Sensibilisierung wurden vermehrt Vorfälle gemeldet.
Die Stadt unterstützt Betroffene auf mehreren Wegen. Die betriebliche Sozialberatung bietet den Mitarbeitenden unmittelbar ein Gespräch an. Zur Nachsorge gehört zudem die Empfehlung, nach jedem Vorfall eine Unfallanzeige zu erstellen, sodass über die zuständige Unfallkasse schnell und unkompliziert psychotherapeutische Unterstützung in Anspruch genommen werden kann.
Neu ist eine stadtinterne digitale Plattform zur Unterstützung der mentalen Gesundheit. Dort können Mitarbeitende sowohl Ansprechpersonen innerhalb der Verwaltung als auch externe Psychologinnen oder Psychologen kontaktieren und eine Beratung in Anspruch nehmen. Die Plattform ergänzt das Präventionsangebot der Stadt. Zahlreiche Video- und Textbeiträge sowie kurze Online-Schulungen zum Thema Gewalt stehen zur Verfügung.
➔ Pressemitteilung Stadt Münster
Foto: Stadt Münster, Amt für Kommunikation / Michael Möller